Am vergangenen Wochenende standen wir wie jedes Jahr mit unserem sonnengelben Bus unübersehbar auf der Frankfurter Buchmesse. Seit Freitag konnten sich die Besucher_innen bei uns informieren, sich mit ihrer Unterschrift für die Menschenrechte einsetzen und ihrer Kreativität beim Bedrucken von Jutebeuteln freien Lauf lassen.
Natürlich hatten wir zur Buchmesse auch viele interessante literarische Highlights. Am Freitag stand das Gastland Georgien im Mittelpunkt unseres Programms. Walter Kaufmann, Experte für Ost- und Südeuropa der Heinrich-Böll-Stiftung, hat aus seiner aktuellen Essaysammlung „Georgien, neu buchstabieren“ gelesen und den Zuhörer_innen einen lebhaften Eindruck von dem Land vermitteln können. Später hat Zviad Ratiani, ein georgischer Lyriker und Übersetzer, über seine persönlichen Erfahrungen mit der Polizei seines Landes gesprochen, die ihn nur wegen des Verdachts, homosexuell zu sein, über Stunden festgehalten und misshandelt hat – ein erschütternder Bericht über die Menschenrechtslage im Land.
Am Samstag ging es mindestens genauso spannend weiter. Am Vormittag las die Schauspielerin Alice von Lindenau aus den gesammelten Texte des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi. Badawi selbst, der im Internet seine Gedanken über Religion, Freiheit und Politik geteilt hat, sitzt seit nunmehr fünf Jahren wegen „Beleidigung des Islams“ in Haft.
Unser anschließender Gast hat zweifelsohne die meisten Zuschauer angezogen. Der Journalist Deniz Yücel, der ein Jahr in türkischer Gefangenschaft verbringen musste, hat mit uns über die Bedeutung der Meinungsfreiheit, die aktuelle Situation in der Türkei, die Rolle Deutschlands und der EU dabei und die Veränderungen in seinem Leben durch die Inhaftierung und seit der Freilassung gesprochen. Während seiner Zeit im Gefängnis habe ihn, neben seiner Frau und seiner Anwältin, die schier grenzenlosen Solidaritätsbekundungen Mut gemacht. Er erzählte außerdem, dass es eine gemeinsame Hoffnung vieler Türken war, dass ihr Land in die EU aufgenommen wird. Der Satz „So kommen wir aber nicht nach Europa!“ entwickelte sich zu einer geflügelten Phrase, wann immer kleinere Dinge schiefliefen. Laut Deniz Yücel zeigte dies zwei Dinge: Zum einen den Willen, irgendwann zur EU zu gehören und gleichzeitig das Bewusstsein, dass das Land noch nicht so weit ist. Die EU habe die Türkei in den Gesprächen allerdings jahrelang hingehalten, was seiner Meinung nach ein Grund für das Erstarken von Erdogan und der AKP gewesen sei. Zum Abschluss las Deniz Yücel aus seinem Buch „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“, was beim gebannten Publikum für viel Erheiterung sorgte.
Wir bedanken uns bei allen Zuschauer_innen und Gästen unseres abwechslungsreichen Programmes, sowie für viele nette und spannende Gespräche am Petitionsstand. Somit bleibt uns nur noch zu sagen: Bis nächstes Jahr!